Bildung und Demokratie

Demokratie geht vom Volk aus. Damit wir Bürgerinnen und Bürger Entscheidungen bewerten und gesellschaftliche Verantwortung tragen können, benötigen wir viele Fähigkeiten. Zum einen sollte jeder Mensch ein Weltbild entwickeln, das als Maßstab dient, um Urteile zu treffen. Zum anderen brauchen wir Wissen über konkrete Sachverhalte.

Das erste ist ein individueller Standpunkt in der Welt, der meine Erfahrungen, Erkenntnisse, all meine Gedanken, Empfindungen und Willensimpulse umfasst und mich als Persönlichkeit auszeichnet. Das zweite umfasst die Welt in ihren Tatsachen, die unabhängig davon sind, wie sie durch mich beurteilt werden. Weder die Persönlichkeit, noch das Wissen von der Welt, sind dem Menschen von Geburt an vollständig geschenkt, sondern müssen erst gebildet werden.

Daher hat die Bildung, sowohl für uns als Individuum, als auch für die Gesellschaft, eine Schlüsselrolle inne. Sie prägt die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Menschen erheblich und damit auch die Gesellschaft.

In unserem Demokratie-Salon im Juni 2020 sollen daher folgende Fragen in den Blick genommen werden:

Welche Rolle spielt Bildung (auch das Bildungssystem) in unserer Gesellschaft und welche Aufgabe hat sie?

Was muss einem Bürger eines demokratischen Staates an Bildung zukommen?

Wie soll diese Bildung organisiert werden?

Wo befindet sich die Trennlinie zwischen Bildung und Manipulation?

Darf (muss) der Staat Bildung bestimmen (beeinflussen)?

Geht jede gesellschaftliche Entwicklung über Bildung?

Diskussion – Wortmeldungen

Ohne gewisses Grundwissen bin ich urteilsunfähig. 
Mein Lernen beeinflusst mein Weltbild.
Das System ändert sich mit dem Weltbild der Menschen, ihren Werten, ihren Bedürfnissen.

Welche Rolle spielt also die Bildung im politischen Kontext?
Wer bestimmt die Inhalte der Bildung?

Beispiel Waldorf Schule: Gegründet 1919 – unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg. Motiv war die Bildung der Arbeiter bzw. der Arbeiterkinder. Die Schule braucht es, weil der 1. WK eine Folge der geistigen Armut war und die Menschen leicht manipulierbar waren. Alles was mit dem Geist / Bildung zu tun hat muss frei sein – nicht von Wirtschaft, Staat oder Politik beeinflusst.

Beispiel Corona: Die Meinungen sind hier sehr konträr. Was ist richtig, was ist Manipulation? Warum ist eine Meinung aus der Ecke der „Verschwörungstheoretiker“ per se falsch? 

Wikipedia: Wie vollständig, wie korrekt ist dieses Wissensportal?

Spannend ist die Frage der Diskursfähigkeit!
Oft wird zu einem Thema sehr dogmatisch Meinung bezogen. 
Und manche Menschen haben „keine Ahnung“ also keine Meinung – Interessenlosigkeit im Zusammenhang mit politischer Meinungsbildung ist durchaus eine Gefahr für unsere Demokratie.

Welche Verantwortung haben Lehrer hinsichtlich der Werte-Bildung der Jugend?
Wie weit hat jeder Mensch Verantwortung?
Welche Bürger*innen-Pflichten haben wir?

Unsere Rollen sind Konsument, Arbeitnehmer, Partner/Freund/Nachbar – die Rolle des Bürgers / der Bürgerin (im Sinne der Demokratie) ist uns viel weniger bewusst.